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Archivierte Nachrichten

Visionär, Durchsetzer und Teamplayer

Der Abschied von „seiner“ Schule fällt Direktor Jürgen Böhm nicht leicht. (Foto: Gabor)

Nach 13 Jahren heißt es Abschied nehmen: Direktor Jürgen Böhm verlässt die Realschule Arnstorf:

7.30 Uhr, Realschule Arnstorf (RSA): Schulleiter Jürgen Böhm bespricht mit seinen Lehrkräften aktuelle Sachverhalte. Danach gilt es Schulinternas zu regeln. Pünktlich um 8.30 Uhr wünscht der Realschuldirektor seinen Zehntklässlern Glück für die Abschlussprüfungen, spricht beruhigende und motivierende Worte. Danach, ab ins Auto und zum Münchner Flughafen. Konferenz in Berlin um 12.30 Uhr. Im Flieger checkt und beantwortet Jürgen Böhm, nun ganz Bundesvorsitzender des Realschullehrerverbandes, seine E-Mails. Sein Berliner Büro erwartet ihn bereits: Vorbereitung auf die anliegende Konferenz. Um 16.30 Uhr Rückflug nach München. Als Landesvorsitzender des Realschullehrerverbandes hält er um 18.30 Uhr einen Vortrag vor politischen Vertretern, immer das Ziel vor Augen seine Schulart weiter zu etablieren, um mehr Lehrerstellen zu kämpfen und Erfahrungen aus dem eigenen Schulalltag einzubringen. Dabei hat er immer gute Argumente im petto. Schließlich gehört „seine“ Realschule Arnstorf zu den besten Schulen in Deutschland, ist mehrfach prämiert worden und was noch viel wichtiger ist, in den 13 Jahren in denen Jürgen Böhm die Schule leitet, haben mehr als 1 000 Absolventen den Weg in ein erfolgreiches Berufsleben geschafft. Dabei hing der Himmel nicht voller Geigen, als Jürgen Böhm 2005 die Schulleitung für die gerade neu gegründete Realschule übernahm.

Rückblende
Nach einem aufwendigen und beherzten Kampf um einen Realschulstandort Arnstorf, sah sich der damals 40-Jährige mit negativen Prognosen konfrontiert. Doch Jürgen Böhm ist ein Visionär und erkannte die gebotene Chance eine Schule von Beginn an zu prägen. „Ich empfand es als persönliches Glück, in einer schulpolitisch bewegten Zeit eine Realschule federführend zu gestalten. Dank vielfältiger Unterstützung von engagierten Eltern, dem Markt Arnstorf, Träger der Schule, Förderern aus der heimischen Wirtschaft, allen voran Hans Lindner, und auch aus der Politik, konnte sich die Realschule Arnstorf schnell zum stabilen Bildungsfaktor der Region entwickeln“, unterstreicht Jürgen Böhm. Und tatsächlich, die Schülerzahlen stiegen kontinuierlich, derzeit werden rund 700 Schüler in 30 Klassen unterrichtet. All das konnte sich vor allem deshalb so entwickeln, weil seine starke Bildungsidee umgesetzt wird: „Kinder und Jugendliche für die Herausforderungen der Zukunft stärken und Perspektiven aufzeigen!“ Das ist ein Grundanliegen, das Jürgen Böhm seiner Schule auferlegt hat und es dank eines engagierten Lehrerstabes auch von Beginn an umsetzen konnte. „Die Heranwachsenden müssen wir auf die immensen Herausforderungen der Zukunft vorbereiten, den Schülern Orientierung geben und dabei ihre Stärken erkennen und fördern und auch Fehlentwicklungen analysieren. Den individuellen Stärken und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler müssen individuelle Wege und Angebote gegenübergestellt werden,“ dabei müsse die Schule weiterhin differenzierte Angebote vorhalten und ausbauen. Geschlossene Kooperationen mit der Wirtschaft, anderen Schularten, wie der Mittelschule, Fachoberschule oder berufsorientierten Schulen eröffnen Perspektiven und bieten den Jugendlichen neue Orientierungen.
Dass die RSA aber bayern- ja sogar deutschlandweit Trendsetter und Vorzeigebeispiel in Sachen moderner Bildung ist, mehrfach ausgezeichnet wurde und bei den externen Evaluationen beste Ergebnisse erzielte, ist die Summe aus „böhmschen Visionen“ und dem Glück sie in einem zielstrebigen und weitblickenden Netzwerk aus Lehrkräften, Eltern und kommunalen Geldgebern durchsetzen zu können.
Die Sahnehäubchen der RSA
Stichwort Digitalisierung: Die RSA war Vorreiter in Sachen Laptopklassen, das anderenorts an Schulen verbotene Handy wird im Unterricht eingebunden, Hausaufgaben können online bearbeitet werden, es gibt einen Online-Übungspool. Die Klassenzimmer sind natürlich entsprechend modern ausgestattet, die Schule vernetzt, die Lehrkräfte geschult.
Stichwort Musikalität: Schulbands, Flötenklasse, Mixed Combo, hervorragende Vokalisten - die RSA ist in der Region für seine musische Ader und Förderung bekannt und bietet nicht nur bei Schulevents einen bereichernden Rahmen - Grund sind Lehrkräfte, durch deren Adern Musik fließt und ihre Fähigkeiten auch ausleben dürfen.
Stichwort MINT: Wichtig wie nie zuvor sind die naturwissenschaftlichen Fächer. Forschergruppen, Robotik, Biologieexkursionen gehören an der RSA zum Schulalltag. Kein Wunder also, dass die RSA ausgezeichnete MINT-Schule ist, obwohl der Schulleiter der gesellschaftspolitischen Fächerkombi entstammt.
Stichwort Ganztagsbetreuung: Mit einem beispielgebenden Böhm-Konzept hat sich die offene Ganztagsschule an der RSA etabliert. Das Angebot geht weit über eine Hausaufgabenbetreuung oder Prüfungsvorbereitung hinaus. Kreative Angebote, Sport, Theater, wissenschaftliche Projekte, Sprachförderung, Musik - hinzu kommt eine moderne Mensa mit gutem Menüangebot - die Ganztagsbetreuung ist längst zum Bildungsfaktor geworden.
Stichwort Ü 9 plus zwei: Als Pilotprojekt gestartet, hat sich die sogenannte Ü 9 plus zwei etabliert. Sie ist eine der böhmschen Ideen, die er mit Durchsetzungskraft umsetzte, immer das Ziel im Auge Jugendlichen zum begehrten mittleren Bildungsabschluss zu verhelfen. Mittelschüler mit Quali haben in dieser Klasse an der Realschule die Möglichkeit in zwei Jahren die Mittlere Reife zu erreichen, um so bessere Berufschancen zu haben oder sogar einen akademischen Weg ins Auge zu fassen.

Im Gepäck nach München und Berlin
Viele seiner realisierten Visionen hat Jürgen Böhm bereits in den vergangenen Jahren in seinen Ämtern als Bundes- und Landesvorsitzender eingebracht. Würde der eine oder andere sich vorstellen, dass eine Bundes- oder Landesspitze aus einem klingenden Ballungszentrum stammt, so sind eben gerade diesem Durchsetzer Jürgen Böhm einer Realschule im niederbayerischen Kollbachtal diese Ämter auf dem Leib geschrieben. Denn er wird nicht müde für seine Schulart zu kämpfen, Politiker zu instrumentalisieren und sich seiner Erfahrungen als dem realen Schulalltag als gute Argumentationshilfe zu bedienen. Seine geschaffenen „Sahnehäubchen“ hat er im geistigen Gepäck, auch das Wissen, wie eine Schule einen hohen Entwicklungsstand erreicht und hält und vor allem die eine Motivation: Heranwachsende mit zeitgemäßer Bildung auf die wachsenden Herausforderungen vorbereiten.

„Demütig schaue ich zurück und danke allen Wegbegleitern an der RSA und im Markt Arnstorf, ohne Namen zu nennen, denn jede Person, die mich in den vergangenen 13 Jahren unterstützt und begleitet hat, ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Ich verlasse meine Schule mit einem gewissen Abschiedsschmerz, denn es waren gute Jahre. Doch nun ist es Zeit neue Wege zu bestreiten und noch mehr Kraft in die Verbandsarbeit, der ich mich in den kommenden Jahren ausschließlich widme, zu investieren. Aber ich werde dennoch immer ein Auge auf meine Realschule Arnstorf haben.“
(Quelle: LZ, 20.07.2018)