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Streetworkerin ist endlich da

Ihr Büro im Rathaus in Arnstorf hat Streetworkerin Viviana Mercurio schon eingerichtet. Im März soll das Streetwork-Büro dann ins Nachbargebäude umziehen. (Foto: Becker)

Viviana Mercurio steht jungen Leuten von 14 bis 27 Jahren bei Problemen zur Seite

Nach 14 Monaten Suche hat es nun endlich geklappt: Arnstorf hat eine Streetworkerin. Viviana Mercurio (43) ist Mama von zwei Kindern (6 und fast 2 Jahre alt) und lebt mit ihnen und ihrem Mann in Egglham. Ihr Arbeitsplatz ist jetzt (vorübergehend) das Rathaus in Arnstorf. Damit gibt es jetzt neben den Städten Pfarrkirchen, Eggenfelden und Simbach am Inn auch im nördlichen Landkreis eine Anlaufstelle, die jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren bei Problemen zur Seite steht. "Wir sind froh, dass wir Viviana jetzt haben", sagt Bürgermeister Christoph Brunner. Während der Corona-Zeit habe man festgestellt, dass sich im Markt Arnstorf viel auf die Straße verlagert habe. Mit Schulzentrum und großen Betrieben mit zahlreichen Auszubildenden würden sich viele junge Menschen in Arnstorf aufhalten, um die sich bei Problemen auch gekümmert werden müsse, so Brunner.

Markt Arnstorf stellt freiwillig Budget bereit

"Wir haben ja auch die Obdachlosennotunterkunft, in der wir jungen Menschen, die eine Bleibe brauchen, Wohnraum zur Verfügung stellen können. Dann hat es sich eigentlich für uns als Marktgemeinde, eine weitere Begleitung, die ja nötig wäre, gehört nicht zu unseren Aufgaben. Aber das kann es ja nicht sein. Wir als Markt sind uns aber der Verantwortung dafür durchaus bewusst", erläutert der Rathauschef. Daher habe der Marktrat einstimmig beschlossen, dass in Arnstorf eine Streetwork-Stelle vom Markt auch finanziell unterstützt wird. Neben den Räumlichkeiten stellt der Markt Arnstorf freiwillig ein Budget zur Verfügung. Dafür ist Jakob Kandlbinder, der die "aufsuchende Jugendsozialarbeit", wie Streetwork offiziell heißt, im Landkreis verantwortet, auch sehr dankbar." Das zeigt, dass die Marktgemeinde auch dahinter steht. Anders hätte es auch keinen Sinn." Finanziert wird die Streetwork-Stelle zudem vom Landkreis, Dienstgeber ist der Kreis-Caritasverband. Dass man 14 Monate brauchte, um auch jemanden zu finden, der nach Arnstorf passt, habe zwei Gründe, so Kandlbinder. Zum einen gebe es aktuell zu wenig Sozialpädagogen und auf der anderen Seite viele offene Stellen. Zum zweiten hätten viele auch Vorurteile gegenüber der Arbeit als Streetworker." Viele glauben, die Arbeit sei schwierig, mitunter auch gefährlich oder anstrengend. Das sehe ich völlig anders, es werden tolle Voraussetzungen geboten", betont Kandlbinder. Viviana Mercurio habe an der Stelle in Arnstorf die Herausforderung gereizt, wie sie sagt. "Nach der Elternzeit wollte ich wieder arbeiten und ich denke, die Aufgabe als Streetworker passt zu meinem Charakter. Ich möchte etwas bewegen", erklärt sie. Die gebürtige Italienerin hat in ihrem Heimatland studiert und in Sprachwissenschaft promoviert. Anschließend arbeitete sie als Lehrerin in Palermo auf Sizilien. "Es war ein sozialer Brennpunkt, da war schon Engagement gefordert", blickt sie zurück. Diese Zeit habe aber auch ihr Interesse geweckt, im sozialen Bereich zu arbeiten. Vor zehn Jahren zog die Italienerin nach Deutschland, bildete sich dort im sozialen Bereich fort und arbeitete anschließend bei der AWO und zuletzt als Sozialpädagogin beim Kreisjugendring München-Land. Im August 2022 zog sie mit ihrer Familie nach Egglham, von dort stammt ihr Ehemann. Auf ihre Aufgabe als Streetworkerin freue sie sich schon, erste Kontakte zu den Leitern der Mittel- und Realschule habe sie bereits geknüpft, nun wolle sie nach und nach die jungen Menschen aus Arnstorf kennenlernen.

Erstes Projekt Mitte Februar an Realschule

Und für Mitte Februar (Realschule) bzw. Ende Februar/Anfang März (Mittelschule) sei auch schon ein erstes Projekt zum Thema Alkohol-Prävention geplant, kündigt Mercurio an. Ihre Aufgabe geht sie selbstbewusst an: "Ich bin nicht schüchtern und hege keine Vorurteile gegenüber anderen Menschen", sagt sie. Ideen hätte sie schon im Kopf, sie wolle aber erst einmal Vertrauen wecken bei den jungen Leuten. In einigen Monaten wisse sie mehr, wo sie gebraucht werde und wie sie am besten helfen könne. Wer glaubt, sie arbeite wörtlich übersetzt auf der Straße, irrt sich: "Das mag bei Streetworkern in der Großstadt zutreffen, auf dem Land ist man aber überwiegend im Büro beschäftigt", erklärt Jakob Kandlbinder. Es gehe hauptsächlich darum, Kontakt mit Behörden aufzunehmen, damit die jungen Menschen zum Beispiel Sozial-Leistungen erhalten, uvm. Das Büro von Viviana Mercurio befindet sich aktuell noch im Rathaus, im März, so hofft Bürgermeister Christoph Brunner, könne das Streetwork-Büro dann ins neue Domizil im Nachbargebäude des Rathauses ziehen, wo sich derzeit noch ein Pflegedienst befindet. Brunner sieht Viviana Mercurio nicht nur als Streetworkerin für Arnstorf, sondern für den gesamten nördlichen Bereich des Landkreises.

STREETWORK

Wenn junge Menschen nicht mehr weiterwissen, steht ihnen Streetwork Rottal-Inn zur Seite und hilft mit Soforthilfen, Beratung, Begleitung oder Weitervermittlung. Auch zur späten  Stunde oder am Wochenende. Streetwork wendet sich an Einzelpersonen und Gruppen, die das bestehende Hilfesystem nicht in Anspruch nehmen oder nehmen können bzw. durch bestehende Einrichtungsangebote nicht oder nicht ausreichend erreicht werden. Aber auch Eltern, deren Kinder Probleme haben und die sie nicht mehr erreichen, können sich an die Streetworkerin wenden. Ob Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzsuche, Wohnungssuche, Alkohol- und Suchtprobleme, Schwierigkeiten mit der Polizei, finanzielle Notlagen, Probleme mit Ämtern und Anträgen, Stress mit den Eltern oder Freunden: Streetwork verfolgt das Ziel, den jungen Leuten ein menschenwürdiges Dasein zu sichern und setzt sich für die Erhaltung und Schaffung positiver Lebensbedingungen sowie den Abbau und die Vermeidung von Benachteiligungen und Belastungen ein. Streetworkerin Viviana Mercurio erreicht man unter 0171/7900409 oder Mail: streetwork-arnstorf(at)caritas-rottal-inn.de
(Quelle: Rottaler Anzeiger, 06.02.2023, Autor: Holger Becker)